Wie verwende ich Bitcoin?

Als Erstes lohnt es sich zu verstehen, dass du bitcoins an sich nicht speicherst. Bitcoins sind immer in der Blockchain und somit auf tausenden von Computern gespeichert. Du verwaltest lediglich die Schlüssel um bitcoin zu transferieren. Der Name „Wallet“ (Brieftasche) ist etwas unglücklich gewählt und Schlüsselbund wäre zum Verständnis besser geeignet.
Ein Wallet ist ein Programm, welches deine Schlüssel verwaltet und dich mit dem Bitcoin Protokoll interagieren lässt. Genauso ist ein Internet Browser ein Programm, welches du benutzt um mit dem Internet Protokoll interagieren zu können.

Die meisten modernen Wallets generieren beim Aufsetzen 12-24 zufällige Wörter. Diese Wörter sind eine Repräsentation für deinen Wallet-Hauptschlüssel. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du diese Wörter aufschreibst und sicher verwahrst. Speichere diese Wörter weder auf deinem Smartphone, noch auf deinem Computer da beide gehackt werden könnten. Falls dein Wallet gelöscht, kaputt oder verloren geht brauchst du diese Schlüsselwörter, um dein Wallet wiederherzustellen. Verlierst du deine Schlüsselwörter, so sind auch alle BTC für immer verloren. Kommt jemand an diese Schlüsselwörter, so kann er alle zugehörigen BTC stehlen.

Es gibt diverse Formen von Wallets mit verschiedenen Eigenschaften und verschiedenen Sicherheitsstufen. Eine allgemeingültige Empfehlung ist nicht möglich, da die Anforderungen variieren. Willst du 10 oder 50’000 Dollar verwalten? Bist du bereit Privatsphäre für mehr Komfort aufzugeben? Bist du Einsteiger/in oder hast du Erfahrung? Dies und vieles mehr fliesst in die Entscheidung für das optimale Wallet ein, deshalb kannst du dich an folgendem Guide orientieren:

 

Desktop Wallet

Ein Desktop Wallet ist eine Anwendung, welche auf einem herkömmlichen PC oder Laptop installiert wird. Bitcoin Core war das erste Wallet und wurde als die Referenz Implementierung geschrieben. Bitcoin Core funktioniert zudem als Full Node. Dies bedeutet, dass du selbst eine Kopie der Blockchain hast und jede Transaktion selbst überprüfen kannst. Desktop Wallets gibt es heute in zahlreichen Ausführungen und sie bieten viele Funktionen, Kontrolle und Autonomie. Der Nachteil besteht darin, dass Windows und Mac nicht als sehr sichere Plattformen gelten. Dieses Problem kann in Verbindung mit Hardware Wallets gelöst werden.

Mögliche Wallets:

 

Hardware Wallet

Hardware Wallets sind kleine Geräte welche oft wie USB-Sticks aussehen. Sie beinhalten ein eigenständiges Bitcoin Wallet, welches auf spezialisierter Hardware läuft. Die Hardware im Gerät stellt sicher, dass deine Private Keys das Gerät niemals verlassen. Das Hardware Wallet erzeugt lediglich Schlüssel und signiert Transaktionen per USB und NFC, welche dann von einem Desktop-, Web -oder Smartphone Wallet weitergeleitet werden. Aus diesem Grund gelten Hardware Wallets als sehr sicher und bieten gleichzeitig hohe Nutzerfreundlichkeit. Kostenpunkt ist etwa 50-200 Fr.

Empfohlene Geräte:

 

Smartphone Wallet

Mobile Wallets sind am weitesten verbreitet. Sie laufen auf Android und iOS und bieten einen hohen Grad an Komfort. Für neue Nutzer ist diese Form von Wallet ideal, da sie innerhalb von Minuten einsatzbereit und einfach zu bedienen ist. Obwohl die meisten Smartphone Wallets simpel gestaltet sind, gibt es für Power-User dennoch Alternativen. Im Alltag kann ein mobiles Wallet auch mit der normalen Geldbörse verglichen werden. Niemand trägt sein ganzes Vermögen in der Hosentasche herum. Stattdessen hält man dort nur so viel, wie man für das tägliche Geschäft braucht. Der Nachteil eines Smartphone Wallets ist, dass man sich auf Informationen von anderen Computern (Full Nodes) verlässt. Das bedeutet, dass alle deine Transaktionen über andere Nodes empfangen und gesendet werden. Somit gibst du deine Privatsphäre gegenüber diesen Nodes auf. Zudem wäre es theoretisch möglich, dass dir der Node mit dem dein Smartphone Wallet verbunden ist falsche Informationen sendet, um dich zu täuschen.

Empfohlene Wallets:

Lightning Wallet

Lightning Wallets sind eine neue Generation von Wallet, welche Transaktionen durch das Bitcoin Lightning-Netzwerk verschicken und empfangen können. Dabei werden Bitcoins in sogenannte Zahlungskanäle eingeschlossen, was bei einigen Wallets manuell und bei anderen automatisch geschieht. Der Vorteil dabei ist, dass Transaktionen nicht mehr von Minern bestätigt werden müssen und blitzschnell mit niedriger Gebühr versendet werden können. Ist also zu einem Zeitpunkt auf der Blockchain viel Betrieb, so können kleinere Zahlungen bis ca. 100 Fr. scheller und günstiger durch Lightning erfolgen. Es gibt verschiedene Lightning Wallets, welche sich an Neulinge und Fortgeschrittene Nutzer mit eigenem Node richten. Derzeit ist aber noch Vorsicht geboten, denn das Lightning-Netzwerk ist kein ausgereiftes System und Backups gestalten sich etwas schwieriger. Nachfolgend werden einige aufgezählt, beginnend mit den einsteigerfreundlichsten Wallets bis hin zu den Wallets mit vielen Features.

Paper Wallet

Die Private Keys, welche deine BTC kontrollieren, können auch auf Papier, Holz oder Metall gedruckt und geschrieben werden. Websiten welche Paper Wallets generieren, können „heruntergeladen“ werden und auf einem offline PC ausgeführt werden. Erstelle keine Private Keys während du mit dem Internet verbunden bist.
Paper Wallets gelten als eine sichere Form um bitcoin über längere Zeit sicher zu verwahren. Im täglichen Gebrauch ist diese Form von Wallet jedoch völlig ungeeignet. Zudem stellt sich die Erstellung und Benutzung eines Paper Wallets in der Praxis als schwieriger heraus als man denkt. Wurden die Private Keys wirklich durch zufällige Zahlen und offline generiert? Ist der Drucker wirklich offline und kannst du den Zwischenspeicher löschen? Dazu kommt, dass du beim Ausgeben von bitcoin von einem Paper Wallet IMMER alles ausgeben musst, bzw. den Rest an ein neues Paper Wallet senden musst. Bevor du Paper Wallets verwendest, solltest du dich unbedingt genau in die korrekte Handhabung einlesen.

Beispiel einer Website zur Erstellung von Paper Wallets:

 

Web Wallet

Web Wallets werden durch herkömmliche Webbrowser verwendet. Die Private Keys werden meist auf Servern von Drittparteien gespeichert. Dies erlaubt die Verwendung von Bitcoin mit gewohntem Benutzername/Passwort Login. Das mag für neue Nutzer praktisch sein, bedeutet aber völlige Abhängigkeit vom Anbieter. Sollte der Anbieter einen Fehler machen, gehackt werden, Betrug begehen oder dir den Zugang zu deinem Geld verwehren, hast du kaum Möglichkeiten zu deinem Geld zu kommen. Daher ist der Gebrauch von Web Wallets nicht zu empfehlen.

 

Transaktionsgebühren

Eigentlich sollten Wallets eine intuitive Benutzeroberfläche bieten, Transaktionsgebühren richtig einschätzen und dem Nutzer eine Auswahl geben. Leider schätzen viele Wallets die Gebühren falsch ein und so zahlen Nutzer oftmals zu hohe Transaktionsgebühren. Deshalb lohnt es sich, die Hintergründe ein wenig zu verstehen.

Die Transaktionsgebühr ist nicht abhängig von der Menge an BTC die gesendet wird, sondern von der Grösse der Transaktion. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, je komplexer eine Transaktion ist, desto mehr Platz in der Blockchain braucht sie. Eine einfache Transaktion an eine einzige Adresse ist in etwa 250 Bytes gross. Werden einer Transaktion z.B. mehr Empfängeradressen hinzugefügt, so braucht die Transaktion mehr Platz. Da dieser Platz begrenzt ist, zahlen wir die Gebühr an die Miner in Satoshi/Byte. Die Transaktionsgebühr ist nichts anderes als ein Anreiz für die Miner, deine Transaktion in einen Block zu packen und so mit Energie zu sichern. Miner lauschen im Netzwerk nach Transaktionen und speichern sie in einem Sammelbecken. Fliessen in dieses Sammelbecken mehr Transaktionen hinein als Miner in Blöcke verpacken können, gibt es einen Stau. Miner müssen jetzt entscheiden welche Transaktionen Vorrang haben. Daraus resultiert ein natürlicher Markt für Gebühren. Wer eine Transaktion unverzüglich bestätigt haben will, zahlt einen Aufpreis. Wer sich einige Stunden oder gar Tage gedulden kann, wählt eine niedrige Gebühr. Im Bitcoin-Netzwerk zahlt man also nach Priorität. Während die minimale Gebühr in der Praxis 1 sat/b ist, gibt es nach oben kaum eine Grenze. Es hängt alles von der Nachfrage für den raren Platz in der Blockchain ab. Wähle eine eher niedrige Gebühr, die deiner Priorität gerecht wird. Falls du eine zu kleine Gebühr wählen solltest und deine Transaktion lange nicht bestätigt wird, kannst du sie in vielen Wallets nachträglich erhöhen. Um zu kontrollieren, ob dein Wallet die Transaktionskosten richtig einschätzt, kannst du dir hier eine Zweitmeinung einholen:

Bei hoher Nachfrage nach Platz in der Blockchain, können die Transaktionskosten stark steigen. Damit wir trotzdem schnell und günstig Geld verschicken können, wird auf dem Bitcoin-Netzwerk das Lightning-Netzwerk aufgebaut. Wenn du mehr darüber erfahren willst, kannst du hier reinschauen.

 

Client-Typen

Man kann Wallets auch nach ihrem Grad an Autonomie und der Art und Weise wie sie mit dem Bitcoin Netzwerk interagieren kategorisieren:

Full Node Client

Ein Full Node Client ist ein Programm, welches die gesamte Blockchain und somit jede Transaktion seit dem ersten Block 2009 kontrolliert und speichert. Ein Full Node verwaltet des Nutzers Wallet und kann Transaktionen direkt in das Bitcoin Netzwerk einspeisen. Full Nodes können jeden Aspekt des Bitcoin Protokolls benutzen und alle Transaktionen die je gemacht wurden und in Zukunft gemacht werden überprüfen. Ferner können Full Nodes als das technische Immunsystem von Bitcoin betrachtet werden. Full Nodes setzen die Regeln des Netzwerkes strikt durch und schliessen Teilnehmer, welche das Netzwerk angreifen, gezielt aus.

Lightweight Client

Ein Lightweight Client verbindet sich mit einem Full Node um Zugriff zu Bitcoin Transaktions-Informationen zu erlangen. Das Wallet wird jedoch lokal kreiert und gespeichert. Transaktionen werden unabhängig erstellt, validiert und übermittelt. Lightweight Clients interagieren direkt mit dem Bitcoin Netzwerk ohne Mittelsmann.

Drittanbieter Programme

Ein Drittanbieter-API-Client ist einer, der mit Bitcoin über ein Drittanbieter-System von Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) interagiert, anstatt sich direkt mit dem Bitcoin-Netzwerk zu verbinden. Das Wallet kann vom Benutzer oder von Servern Dritter gespeichert werden, aber alle Transaktionen laufen über einen Drittanbieter.